Aufatmen in Marl - Stellenabbau bei Grimme-Institut vom Tisch

Von Stefan Laurin (KNA)

MEDIENFORSCHUNG - Durch einen Lohnverzicht der Mitarbeitenden werden Entlassungen beim Grimme-Institut vermieden. An den Preisen gespart werden muss trotzdem. Außerdem wird eine Nachfolge für Direktorin Frauke Gerlach gesucht.

| KNA Mediendienst

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Mitarbeiter des Grimme-Instituts

Foto: Georg Jorczyk/Grimme-Institut/KNA

Marl (KNA) Am Freitag um 17.30 Uhr tritt die Gesellschafterversammlung des Grimme-Instituts zusammen. Sie soll online stattfinden. Wegen Grimme muss sich niemand mehr die Mühe machen, nach Nordrhein-Westfalen zu reisen. Nach Informationen des KNA-Mediendienstes werden bei der Sitzung die verschiedenen Sparmaßnahmen diskutiert, die ein von den Gesellschaftern beauftragtes Beratungsunternehmen vorgeschlagen hatte. Die Feier des Grimme-Preises könnte schlichter ausfallen und das sogenannte Bergfest, bei dem die Grimme-Jury und die Nominierten traditionell zusammenkamen, ganz gestrichen werden, um so die finanzielle Belastung zu reduzieren. Vom Tisch ist wohl ein Stellenabbau: Durch den Verzicht auf Tarifanpassungen seien keine Entlassungen bei den Mitarbeitern des Instituts mehr nötig, heißt es. Offenbar sind auch die Gesellschafter bereit, sich finanziell stärker für das Institut zu engagieren. Voran geht dabei die Stadt Marl, wo am Donnerstagnachmittag der Stadtrat darüber entscheiden wird, den Zuschuss für Grimme 2024 um 20.000 Euro zu erhöhen. Nachdem schon der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt der Vorlage einstimmig zugestimmt hatte, gilt auch die Zustimmung des Rates als sehr wahrscheinlich. Ob Marl auch Teile des Instituts für seine Volkshochschule mieten wird, wird von der Stadt noch geprüft. Auch die Nachfolger von Noch-Grimme-Chefin Frauke Gerlach, die nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung steht und zum 30. April 2024 aus dem Amt ausscheidet, wird ein Thema sein. Noch im Sommer hatte Gerlach, die das Institut sei 2014 leitet, sich selbst für eine dritte Amtszeit ins Spiel gebracht. Wer den Job übernehmen könnte, ist allerdings noch nicht absehbar. Das Institut hatte unter ihrer Leitung für 2023 ein Defizit von rund 320.000 Euro bilanziert, 2024 könnte der Betrag laut Gerlach sogar auf bis zu 430.000 Euro steigen. Vor diesem Hintergrund macht sich der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises Gedanken, wie die Preisverleihung 2024 aussehen soll. Immerhin ist es die 60. beim 1964 zum ersten Mal verliehenen wichtigsten deutschen Fernsehpreis. Geschäftsführer Ulrich Spies befürchtet in einem Schreiben an die "Marler Zeitung": "Es wäre und ist keine Option, die 60. Preisverleihung wegen der auferlegten Sparzwänge vor einem noch weiter reduzierten Publikum mehr oder weniger zu 'verstecken'." Dann könne man die Trophäen und Urkunden mit der Post verschicken und den Empfang ganz streichen, so Spies. "Die dem Ereignis angemessene Lösung kann und muss meines Erachtens in einer spektakulären Flucht nach vorn bestehen," schreibt Spies. Er wünscht sich, dass der Deutsche Volkshochschul-Verband als Hauptgesellschafter und die Stadt Marl "als historisch 'geborener' Veranstaltungsort" sich zum Erbe von Adolf Grimme und Bert Donnepp, dem Gründer des Grimme-Instituts und Initiator des Grimme-Preises, bekennen und dies in würdiger Form feiern. Eine Vorstellung, die in Zeiten knapper Kassen bei allen Grimme-Gesellschaftern schwer umzusetzen sein wird. Neben der Stadt Marl und dem Land NRW, das die Hauptlast der Grimme-Kosten und des in diesem Jahr aufgelaufenen Defizits trägt, sind dies die Film- und Medienstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW sowie der WDR, das ZDF und der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV). Der DVV ist nominell mit 40 Prozent der Anteile Hauptgesellschafter bei Grimme. Heike Richter, die Leiterin der Volkshochschule Leipzig und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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