Bonn (KNA) Nach einer Lebenskrise entschloss sich der 22 Jahre alte Klimatechniker Danilo Schumacher, einen Friedensdienst als Pflegekraft im Jerusalemer Saint Louis French Hospital zu leisten. In dem Krankenhaus werden Patienten aller Glaubensrichtungen behandelt. Eine erste Anleitung erhält Schumacher von seinem Kollegen Emad Elayan, mit dem ihn bald eine Freundschaft verbindet. Elayan lebt mit seiner Familie in Bethlehem im Westjordanland. Der bekennende Christ Schumacher findet dort herzliche Aufnahme. Zurück in Berlin, zieht er das Fazit: "Diesen innerlichen Frieden, den ich mir hier aufgebaut habe, den ich hier abgeguckt habe, möchte ich auf jeden Fall mitnehmen. Das hat sich sehr fest in meinem Herzen verankert." Zwischenzeitlich haben sich die Verhältnisse in Israel verändert. Lebte Schumacher noch dort, würde er andere Eindrücke mit nach Hause nehmen. Es gab den Angriff der Hamas, den Ausbruch des Krieges. Diese Entwicklung war nicht abzusehen, als im Sommer 2023 ein Team der Herstellungsfirma Ifage Filmproduktion nach Israel reiste, um über Danilo Schumachers Engagement zu berichten. Schumacher ist einer von drei Protagonisten der ZDF-Reportage "Gib Frieden eine Chance: Drei Menschen im Einsatz für Verständigung" (Dienstag, 26. Dezember, 18.15 Uhr), die durch die Ereignisse der jüngsten Wochen eine ursprünglich nicht absehbare Brisanz und Aktualität gewann. Eine weitere Reise führte den Filmautor Johannes Rosenstein nach Tumaco in Kolumbien. Eine gefährliche Umgebung, jederzeit ist mit Schießereien zu rechnen. Hier lebt Ulrike Purrer seit zwölf Jahren in einem Armenviertel. Man kennt sie, grüßt und umarmt sie, wenn sie durch die unbefestigten Gassen läuft. Sie ist eine Ausnahmeerscheinung. Vertreter von Hilfsorganisationen leben zumeist in sicherer Umgebung, Purrer hingegen Tür an Tür mit den Notleidenden. Im Auftrag des kirchlichen Hilfswerks Adveniat leitet sie das Kinder- und Jugendzentrum Centro Afro, eine Stelle, für die sich lange Zeit niemand finden ließ. Purrer erfüllt ihre Aufgabe mit großer Begeisterung, bietet Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum, in dem sie sich treffen, Interessen entwickeln und ihnen nachgehen können. Der Berliner Tobias Müller, vormals Unternehmensberater, arbeitet in Vollzeit für die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio und leistet am Wochenende ehrenamtliche Arbeit mit Kindern. Müller wuchs ohne Bezug zur Religion auf. Heute trifft man ihn allabendlich beim gemeinsamen kirchlichen Gebet, wenn ihn seine Arbeit zum Stammsitz der Gemeinschaft nach Rom führt. Die Reportage erfasst einen kleinen Lebensausschnitt der Protagonisten. Über ihre Biografien berichten sie selbst. Das gerät nie trocken, die Kameraleute suchen bisweilen ungewöhnliche Perspektiven und sorgen für spannende Bilder. Aus Jerusalem haben sie touristische Aufnahmen mitgebracht, von einem Basar, der Via Dolorosa, dem Felsendom, der Klagemauer. Aber auch diese Sequenz hat Bezug zum Inhalt. Für Danilo Schumacher ist die Klagemauer keine pittoreske Sehenswürdigkeit, sondern ein wichtiger spiritueller Ort. Im Anschluss werden diese Bilder sehr klug mit Aufnahmen vom Westjordanland verknüpft, das durch eine einschüchternde Mauer von den israelischen Gebieten abgeschnitten wird. Später im Film kommen die dortigen Verhältnisse noch einmal zur Sprache. Die Kontrollen wurden verschärft. Emad Elayan braucht jetzt anderthalb Stunden bis zu seinem Arbeitsplatz im Krankenhaus, wo noch immer Gläubige aller Konfessionen friedlich unter einem Dach leben. Nicht immer geht das Kamerateam geschickt vor. Es filmte Schumacher und Elayan, wie sie scherzend Bettwäsche wechseln. Ohne Rücksicht auf die greise Patientin im Nebenbett, offenbar schwer krank, sicher ruhebedürftig. Taktlos auch die Aufnahmen einer jungen Frau namens Daniela Preciado im kolumbianischen Tumaco. Bewegt erzählt sie vom Mord an ihrem Bruder Miguel. Die Kamera zeigt sie in Großaufnahme, der Kameramann zoomt noch näher auf ihr Gesicht, als sie zu schluchzen beginnt. Eine arg voyeuristische Note, die vermeidbar gewesen wäre. Am Ende dieses Segments gibt es eine Straßenparade, an der auch die Kinder aus dem Jugendzentrum teilnehmen. Sie haben tänzerische und akrobatische Darbietungen erarbeitet und erhalten verdienten Applaus. Eine bestärkende Erfahrung in einem Umfeld, wo das Selbstwertgefühl sonst über Waffen und Machtdemonstrationen bezogen wird. Vielleicht ist es in Deutschland so anders nicht. Hier sind es Autos und andere Prestigeobjekte, die vom Eigentlichen ablenken. Nicht nur in dieser Hinsicht regt "Gib Frieden eine Chance: Drei Menschen im Einsatz für Verständigung" zum Nachdenken an.