Frankfurt am Main (KNA) Die Presse ist für PR-Abteilungen lokaler Organisationen und Verbände nicht mehr die wichtigste Zielgruppe. Das ergab eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung unter dem Titel "Öffentlichkeit ohne Journalismus? Rollenverschiebungen im lokalen Raum", die am Donnerstag online veröffentlicht wurde. Demnach zielen lokale Vereine, Verbände und Organisationen mit der eigenen Öffentlichkeitsarbeit in erster Linie auf ihre Follower in sozialen Netzwerke ab. Die Tagespresse steht erst an zweiter Stelle. Die Studie untersucht, inwiefern der digitale Wandel die lokale Öffentlichkeit verändert hat. Wo früher die Lokalzeitung und regionale Formate öffentlich-rechtlicher Fernseh- und Radiosender in erster Linie lokale Öffentlichkeit hergestellt haben, steht nun die direkte Kommunikation zwischen Organisation und Bürgerinnen und Bürgern an erster Stelle. Damit sei die Gatekeeper-Funktion des Journalismus in Gefahr, so das Forschungsteam. Gatekeeper bedeutet, dass der Journalismus Informationen filtert, auswählt, aufbereitet und kritisch einordnet, bevor sie an das Publikum weitergegeben werden. Im Netz bestimme hingegen der Anbieter von Informationen selbst über den Zugang der Öffentlichkeit zu diesen Informationen. Im Zeitalter digitaler Kommunikation verliert der Journalismus laut Studie an Bedeutung. Laut Aussage der Befragten liegt dies aber nicht daran, dass man den Journalismus aktiv meide, sondern an fehlendem Interesse der Medien für lokale Ereignisse. Eine wichtige Rolle spiele der Journalismus aber für ältere Menschen, die sich bislang weniger über digitale Medien informieren. Deswegen seien Pressemitteilungen und persönliche Begegnungen mit Pressevertretern und -vertreterinnen für die Organisationen weiterhin wichtig. Eingeschränkt wird die Kommunikation der Organisationen laut Studie im Netz aber dennoch. Es sei nicht mehr der Journalismus, der entscheidet, welche Informationen das Publikum erreichen. Vielmehr unterliege man nun den Algorithmen der Plattformen, auf denen die Kommunikation stattfinde, und die über die Reichweite der Angebote entschieden. Für die Studie befragten die Forschenden 16 Organisationen, beispielsweise Kommunen, Verbände, Kultureinrichtungen, Initiativen oder Vereine unterschiedlicher Größe und aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands.