Bonn (KNA) Ein Zusammenschluss deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordert in einer Petition deutsche Hochschulen auf, ihre Aktivitäten auf der Online-Plattform X zu beenden. Wie das "Aktionsbündnis neue Soziale Medien" am Mittwoch in einer Pressemitteilung erklärte, haben bislang über 2000 Menschen den Aufruf online unterzeichnet, darunter laut eigenen Angaben "viele Forscher:innen aus der Information und wissenschaftlichen Instituten in Deutschland". Grund für die Initiative seien die Entwicklungen auf der Plattform X mit "negativen Begleiterscheinungen wie Wahleinmischung, Volksverhetzung und Aufrufen zur Gewalt". Die Plattform X, vormals Twitter, habe sich damit schon seit langem für die Hochschulkommunikation disqualifiziert, so das Bündnis. "Neuerdings werden überdies Repräsentant:innen unseres demokratischen Rechtsstaats dort in nicht hinnehmbarer Weise beleidigt und herabgesetzt", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Der Eigentümer von X, der US-Milliardär Elon Musk, hatte unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als "Tyrannen" und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als "Narren" bezeichnet. Außerdem rief Musk zur Wahl der AfD bei der Bundestagswahl im Februar auf. "Deshalb müssen sich die Hochschulen von ihren Präsenzen auf X trennen, denn sie sind zum Bekenntnis und zum Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung verpflichtet", so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Unterstützt wird der Aufruf von zehn zivilgesellschaftlichen Digitalorganisationen, darunter Algorithm Watch, die Open Knowledge Foundation und Wikimedia Deutschland. Als Alternative schlagen die Initiatoren das Netzwerk Mastodon vor, das aufgrund seiner dezentralen Struktur eine effektive Moderation ermögliche und die Verbreitung von Hass und Hetze unterbinde. Fast 50 Hochschulen sind dem Bündnis zufolge schon auf Mastodon aktiv, darunter die TU München und die TU Berlin. Auf Mastodon ist es möglich, einen eigenen Server, eine sogenannte Instanz, zu betreiben, auf dem sich die Nutzerinnen und Nutzer ein Konto anlegen können und für den jeweils selbst gewählte Moderationsregeln gelten. Die Instanzen können untereinander kommunizieren, so dass man auch die Inhalte anderer Instanzen sehen und mit ihnen interagieren kann. Das Aktionsbündnis will seine Vorschläge jetzt Bundesforschungsminister Cem Özdemir (Grüne) erläutern und hat nach eigenen Angaben um ein Gespräch gebeten. Dabei müsse es auch um Geld gehen: "Es entsteht zunächst kein finanzieller Aufwand für die Transformation, da bereits eine Reihe von Instanzen zur Verfügung stehen, die sofort genutzt werden können. Mittelfristig sollten die von der Wissenschaft genutzten Fediverse-Strukturen aber auch auskömmlich finanziert werden, was aus den laufenden Haushaltstiteln möglich erscheint", so das Aktionsbündnis.