Too big to fail - ARD-Doku zeichnet Lebensweg von Donald Trump nach

Von Joachim Huber (KNA)

DOKU - Die Wiedereinzug Donald Trumps ins Weiße Haus steht unmittelbar bevor. Zum Anlass seiner Vereidigung zeigt die ARD eine Dokumentation, die den Lebensweg des alten und neuen US-Präsidenten nachzeichnet.

| KNA Mediendienst

alt

"Donald Trump - Schicksalsjahre eines Präsidenten"

Foto: Imago/SWR/KNA

Berlin (KNA) Jetzt ist er wieder da. Jetzt wird er voraussichtlich für vier Jahre nicht wieder weggehen: Donald J. Trump, 47. Präsident der USA. Da passt es gut, wenn die ARD am Tag seiner Vereidigung am Montag in Washington eine Dokumentation ausstrahlt. "Donald Trump - Schicksalsjahre eines Präsidenten" heißt sie, dauert 60 Minuten und ist damit nur unwesentlich kürzer als die dreiteilige Version, die schon ab dem 17. Januar in der ARD-Mediathek zu finden ist. Die Regisseurinnen Claire Walding und Inga Turczyn folgen getreulich den Spuren, die der 1946 geborene New Yorker gelegt hat. Dokumente, Fotos, vor allem aber bekannte Bewegtbilder mischen sich mit Stimmen von Trump-Expertinnen wie seiner Biografin Martha Brockenbrough oder US-Korrespondentinnen wie Gudrun Engel; zudem äußern sich der frühere Außenminister Sigmar Gabriel und John Bolton, Trumps Sicherheitsberater in dessen erster Präsidentschaft, der seinen ehemaligen Chef heute sehr kritisch sieht. Aus dem wohlhabenden Wohnhaus der Familie im New Yorker Vorort ins Weiße Haus in Washington - auf diesem Trumpschen Zeitstrahl bewegt sich der Film, der nicht nur die Abschnitte dieses Lebens(-werks), sondern auch die Motivation dahinter so weit wie möglich entschlüsseln möchte. Die Dokumentation beleuchtet Trump durch das Prisma seiner Erziehung und seiner prägendsten Erfahrungen. Der Vater, ein trickreicher Immobilienunternehmer, ist ein harter Hund und schickt Donald ins Militärinternat. Der Sohn will den Vater übertreffen, also wird er auch zum umtriebigen Immobilien-Mogul und errichtet in Manhattan den Trump-Tower und in Atlantic City das Luxuskasino Taj Mahal. Und selbst wenn sich der geschäftliche Erfolg in Milliardenschulden verkehrt, gibt Trump nicht auf oder wird nicht aufgeben - er ist too big to fail. Auch menschlich: Es bleibt nicht bei einer Ehe, Trump umgibt sich mit erfolgreichen Menschen, die wie er nur den Erfolg und Bestätigung ihrer selbst wollen, und die er fallen lässt, wenn sie Schwäche zeigen. All dies sind wiederkehrende Momente im Leben des heute 78-Jährigen. Seine politische Karriere bleibt lange im überschaubar regionalen Rahmen, bis er sich insbesondere mit Fernsehshows wie "The Apprentice" USA-weit bekannt macht. Vom Unternehmer und Medienstar ist es zum Politiker Trump dann nicht mehr sehr weit. 2015 gibt er seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft bekannt. Sein Slogan ist bestechend und bestechend einfach: "Make America Great Again". Die Dokumentation folgt Donald Trump ins Weiße Haus und begleitet ihn, nach der Niederlage 2020 gegen den Demokraten Joe Biden, wieder hinaus. Aber Trump, das "Comeback Kid", kehrt auf die politische Bühne zurück und schafft den Sieg gegen Kamala Harris, der noch überzeugender ausfällt als bei der ersten Präsidentschaft. Angetreten ist Trump mit einem Programm gegen die Biden-Regierung, gegen Einwanderung, Abtreibung und Klimaschutz - und siegt zum Schock der Demokraten und des liberalen Establishments. Wie der Beitrag zeigt, waren weder die Wahl noch die Wiederwahl des Republikaners Zufall, ein Versehen, sondern Ausdruck der gesellschaftlichen Realität, vielleicht sogar die Absichtserklärung der Mehrheit der Amerikaner. Das letzte Drittel des Films (und damit der dritte Teil der Mediatheken-Ausgabe) widmet sich der Frage, wie es Trump als verurteiltem Straftäter gelang, wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Und ist der Präsident Trump von 2025 ein anderer? Mit dieser Frage, mit dieser Spekulation schließt "Donald Trump - Schicksalsjahre eines Präsidenten". Die 60 Minuten der ARD-Version wie auch die nur wenig längere Online-Fassung kommen dabei wie ein tempogeladenes Stationendrama daher. Streng an der Biografie orientiert gibt es nur wenige Momente (eben die eingesprenkelten Statements), die eine tiefergehende Interpretation dieser Person geben wollen und damit Donald J. Trump zur Persönlichkeit weiten. Was immer er aber als Präsident unternehmen will und wird, er kann nicht mehr unterschätzt, als ein Betriebsunfall der US-Geschichte belächelt werden. Trump flucht, Trump beleidigt, Trump streut Fake News, aber seine Wahlkampagne hat einen entscheidenden Nerv getroffen. Auch das zeigt der Beitrag sehr deutlich: Das gerne gemalte Medienbild vom nur irrlichternden, sprunghaften, ja radikalisierten Narzissten hat sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Selbst wer sich bereits über und zu Donald Trump gut informiert hat, der wird in den 60 Minuten durchaus Neues finden, auch wenn manche Passage zu eilig, zu fluffig, zu plakativ geraten ist. Bitte einschalten!

Lesen Sie weiter auf www.KNA-News.de