Berlin (KNA) Das Deutschlandradio (DLR) steht der "großen Anstrengung" der Rundfunkreform der Bundesländer positiv gegenüber. Das sagte Intendant Stefan Raue bei einem Medien-Hintergrundgespräch am Mittwoch in Berlin. Die reine Hörfunkanstalt habe erfolgreich darauf geachtet, dass Audio bei den Planungen nicht ins Hintertreffen gerät. "An der gemeinsamen Plattform" aller öffentlich-rechtlichen Anstalten, auf die die Politik insbesondere dringt, "werden wir uns beteiligen", auch wenn die ersten Planungen, die aktuell vom SWR für die ARD und vom ZDF vorangetrieben werden, noch stark fernsehdominiert seien. Für "sehr richtig" hält Raue ausdrückliche Forderungen an die Anstalten, zu kooperieren und mehr Partizipation zu ermöglichen. Letzteres werde fürs Deutschlandradio zu einem Schwerpunkt werden. Natürlich bemühe man sich schon seit jeher um das Thema, doch beruhe das oft genug noch auf "dem alten Hörer-Radio", bei dem Partizipation kaum darüber hinaus gehe, im Studio anrufen zu können. Insbesondere freut das DLR sich über das künftig geltende Prinzip des Gesamtbudgets, das die alte "Töpfchenwirtschaft" ablöst. In deren Rahmen sei es kaum möglich gewesen, eigene Einsparungen etwa im Personaletat in den eigenen Programmetat umzuschichten. An der Klage von ARD und ZDF beim Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesländer wegen der ausgebliebenen Erhöhung des Rundfunkbeitrags hat das Deutschlandradio sich nicht beteiligt, da die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) fürs DLR ohnehin keine Erhöhung vorgesehen hat. Allerdings wurde auch das DLR vom Karlsruher Gericht um eine Stellungnahme gebeten. Verwaltungs- und Betriebsdirektor Rainer Kampmann äußerte sich in Berlin ausgesprochen zufrieden über das nach "siebenjährigen Vorbereitungen" seit Januar "erstaunlich gut" gelingende "Riesenprojekt" der Synchronisierung sämtlicher SAP-Prozesse beim DLR, in allen ARD-Anstalten und bei der Deutschen Welle. Allein das ZDF ist noch nicht beteiligt. Durch diese Verschlankung aller Verwaltungs- und Buchhaltungsprozesse würden erhebliche Kosteneinsparungen erzielt - die freilich von der KEF längst in die Kostenberechnungen einbezogen wurden. Ungebrochenen Optimismus demonstriert das DLR fürs digitale Antennenradio. In diesem Jahr zeichne sich "der erste gelingende Schritt" einer Abschaltung von analogem UKW-Radio in Deutschland ab. Das Bundesland Schleswig-Holstein wird von 2025 bis 2031 den "Simulcast"-Parallelbetrieb von Antennenradio sowohl via UKW als auch über den digitalen Standard DAB+ beenden. Und das Deutschlandradio wird beim Beenden vorn dabei sein und schon Mitte des Jahres 16 seiner 18 schleswig-holsteinischen UKW-Sender auf eine rein digitale Versorgung umstellen. Beim Schleswig-Holsteiner Ansatz handelt es sich um den bislang einzigen im deutschen Medien-Föderalismus, bei dem eine Abschaltung von UKW verbindlich beschlossen ist. Generell setzt das Deutschlandradio vor allem auf die Verbreitungsarten digitale Terrestrik und Streaming. Das bedeute auch, dass man sich von der Verbreitung von Radio via Satellit verabschieden könnte. Bei der Verbreitungsart digitales Kabelnetz erregte gerade die Ankündigung Aufsehen, dass der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Vodafone die DLR-Programme seit 7. Januar nicht mehr in sein Kabelnetz einspeist. Nachdem ein entsprechender Vertrag auslief, zahlt das DLR nicht mehr für Verbreitung an den britischen Konzern. Vodafone habe aber, so wie viele kleinere deutsche Kabelnetzbetreiber, die ausdrückliche Erlaubnis des DLR, dessen Programme zu verbreiten. Mit den nun eingesparten Kabel-Verbreitungskosten könne man mehrere DAB+-Sender betreiben, deren jährliche Kosten sich grob geschätzt auf rund 100.000 Euro beliefen, sagte Kampmann auf Nachfrage des KNA-Mediendienstes. DLF-Programmdirektorin Jona Teichmann zeigte sich zufrieden mit dem Erfolg der gerade beendeten Themenwoche "Die Corona-Pandemie und der Journalismus" und kündigte weitere ambitionierte Podcast-Projekte an. Just angelaufen ist "Who Killed Tupper", der in Form einer Truecrime-Satire mit Friedrich Liechtenstein in der Rolle eines Kommissars vom Untergang der Tupperdose erzählt. Ein künftiges Projekt werde sich mit dem Thema "Tausendundeine Nacht" befassen und dabei etwa die Fragen stellen, ob der alte Märchen-Stoff einst das Erzählmittel des "Cliffhangers" erfunden hat und wie viel Islam darin stecke. Bei der ARD-Audiothek wolle das Deutschlandradio die Kooperation ausbauen und sich als Mitbetreiber engagieren. Dennoch blieben im Rahmen einer laufend überarbeiteten Distributionsstrategie Drittplattformen wie insbesondere Spotify und Apple als Podcast-Plattformen wichtig, damit die DLR-Angebote weitere, vor allem jüngere Zielgruppen erreichen.