Berlin (KNA) Der Branchenverband Produktionsallianz und die Gewerkschaften Verdi und BFFS haben sich auf einen Tarifvertrag zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Film- und Fernsehbranche geeinigt. Das gaben die Tarifpartner am Montag in Pressemitteilungen bekannt. Die Vereinbarung regelt den Einsatz von generativer KI für die schauspielerische Arbeit in Film- und Fernsehproduktionen. Der Vertrag tritt am 1. März in Kraft und gilt bis Ende Juni 2026. Die Produktionsallianz, die Interessensvertretung deutscher TV- und Filmproduzenten, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Schauspielergewerkschaft BFFS haben vereinbart, dass Schauspieler ihr Einverständnis geben müssen, bevor mithilfe von generativer KI eine digitale Nachbildung von ihnen oder ihrer Stimme in Filmen eingesetzt wird. Das gilt sowohl für die Produktionen, für die die digitale Nachbildung erstellt wurde, als auch für weitere Projekte in der Zukunft. Wenn ein Schauspieler für einen anderen Film nicht erneut engagiert wird, sondern von KI ersetzt wird, muss er für den Einsatz einer digitalen Nachbildung bezahlt werden. Auch für den zusätzliche Aufwand, der für die Erstellung einer digitalen Nachbildung nötig ist, wird eine Vergütung fällig. Auch nachträgliche digitale Veränderungen beim Aussehen oder bei der Stimme bedürfen demnach der Einwilligung der Darstellerinnen und Darsteller. Andere technische Veränderungen, die in der Postproduktion schon länger üblich sind, fallen nicht unter den Tarifvertrag. Die Produktionsallianz begrüßt die Einigung ausdrücklich: "Der erste KI-Tarifvertrag für die Filmbranche setzt Maßstäbe", erklärt Björn Böhning, Sprecher des Gesamtvorstands. "Erstmalig hat sich in Deutschland eine Branche Regeln für den Einsatz generativer KI gegeben, darauf können wir stolz sein. Die Vereinbarungen wahren die Persönlichkeitsrechte der Schauspielerinnen und Schauspieler und schaffen zugleich Raum für wirtschaftlicheres Produzieren und technologische Innovationen", so Böhning weiter. Etwas zurückhaltender kommentieren die Gewerkschaften den Tarifvertrag: "Unser Ziel war, uns gemeinsam mit unseren Tarifpartnern auf den Weg zu begeben, um den Umgang mit generativer KI so verantwortlich zu gestalten, dass einerseits unsere Arbeitgeber den technischen Fortschritt nicht verpassen und andererseits ein angemessener Schutz unserer Arbeit gewährleistet bleibt", sagt Heinrich Schafmeister vom BFFS. Auf diesem Weg habe man den ersten großen Schritt bewältigt und Zuversicht für weitere gewonnen, so Schafmeister weiter. Christoph Schmitz-Dethlefsen vom Verdi-Bundesvorstand betont, dass die Einigung negative Folgen der Transformation in Filmproduktionen abmildern könne. Nun müsse aber eine Vereinbarung für alle weiteren Kreativen hinter der Kamera folgen. In den vergangenen Jahren hatte es um den Einsatz von generativer KI in Kreativbranchen viel Aufregung gegeben. 2023 hatten in den USA Drehbuchautoren über Monate hinweg gestreikt, um vertragliche Vereinbarung zum Einsatz von KI in Film- und Fernsehproduktionen zu erreichen. Auch Schauspielgewerkschaften hatten sich in den USA dem Streik angeschlossen. Während für einige Berufsgruppen Einigungen erzielt werden konnten, läuft ein im Juli 2024 begonnener Streik von Schauspielern über den Einsatz ihrer digitaler Versionen in Videospielen bis heute.