Berlin (KNA) Der Rundfunk Berlin-Brandenburg hat etwas Einzigartiges im deutschen Rundfunksystem geschafft. Er veranstaltet außer einem Fernseh- und fünf Hörfunkprogrammen noch ein weiteres in ganz eigener Sache: RBB intern. Das Saus- und Braus-Regime der gekündigten Intendantin Patricia Schlesinger hat die öffentlich-rechtliche Anstalt an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geführt, die fortgesetzten Zahlungen an die Verantwortlichen im Direktorium sind beträchtlich und werden mit dem Ende des Prozesses gegen Schlesinger noch beträchtlicher. Im RBB wird weich gefallen. Nichts anderes sollte im Fall von Katrin Günther und David Biesinger erwartet werden. Die Programmdirektorin und der Chefredakteur sind wegen der fehlerhaften Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar zurückgetreten. Die Rücktritte waren so honorig wie notwendig, weil das höchste Gut einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt - die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung - beschädigt wurde. Intendantin Ulrike Demmer hat nun Gespräche mit Günther und Biesinger über künftige Aufgaben im RBB angekündigt. Da stellt sich schon die Frage, welche Aufgabe im aufgeblähten Personalkörper noch ohne personelle Besetzung ist. Demmer muss sehr überzeugende Argumente vorweisen, wie und warum eine Ex-Programmdirektorin und ein Ex-Chefredakteur weiterhin gebraucht werden. Doch schon heißt es, Biesinger könne auf den Posten des Hauptabteilungsleiters Programmressourcen wechseln. Und die Causa Gelbhaar ist längst nicht an ihrem Ende. Zwar steht der Abschlussbericht der externen Untersuchung immer noch aus. Doch schon jetzt ist jetzt klar, dass der Kreis der an der investigativen Fehlleistung beteiligten Personen weitaus größer ist. Es stellt sich die Frage, welche Rolle des Justiziariat des Senders, das bereits vor der Berichterstattung Post von Gelbhaars Anwalt bekam, spielte. Die personellen Konsequenzen auf den verschiedenen Versagens-Ebenen sind auf jeden Fall nicht abgeschlossen. In keiner (Programm-)Disziplin scheint sich der RBB so bereitwillig zu gefallen wie bei Selbstbeschäftigung, Selbstfindung und Selbstbefriedigung. Zu letzterer gehört die wirtschaftliche Führung der Anstalt. Ende Januar sprach Demmer von der Notwendigkeit, beinahe 250 Stellen abbauen zu müssen, jede zehnte Stelle also. Kein Unternehmen ist vor dem schmerzhaften Prozess der Anpassung um des Überlebens willen gefeit. Eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt hat dabei eine komfortable Sonderrolle. An keinem Tag des Jahres muss sie sich um ihre Einnahmen sorgen. Doch dem RBB ist es gelungen, trotz stets neuer Rekorderlöse - 2024 auf stiegen die Einnahmen auf 510 Millionen Euro - in die finanzielle Falle zu laufen. Die Versorgungs-, Pardon, Rundfunkanstalt RBB liegt an der Spitze aller Sender, wenn es um die Frage geht, wofür wie viel Geld falsch ausgegeben wird: beim RBB zu viel fürs überbesetzte Personal und zu wenig für attraktive Programme. Dass derartiges Verhalten für die Akzeptanz beim Beitragszahler keinerlei Zukunft verheißt, ist unschwer zu erkennen. Intendantin Ulrike Demmer und Verwaltungsdirektorin Nicole Küchler-Stahn verschließen vor diesen Fehlentwicklungen nicht die Augen. Sie haben reagiert und den Stellenabbau in die Wege geleitet. Das wird weder einfach noch erfreulich. Aber wer den Daseinszweck der Anstalt - Programm und nochmals Programm, ob linear oder nonlinear - anerkennt, muss mehr in Radio, Fernsehen und Digitales investieren. Demmer hat das "Zielbild 2028" als künftige Verfassung des RBB wieder und wieder angekündigt. Jetzt muss es endlich fertig werden, damit der Sender vom Kopf auf die Füße kommen kann. Und die Gegenwart nicht mehr als gelebte und teils mehr, teils weniger bewältigte Vergangenheit regiert und wahrgenommen wird - und im RBB der Rückspiegel größer als die Frontscheibe erscheint.