Hamburg/Leipzig (KNA) Zufriedenheit ist im Leben bekanntlich oftmals auch eine Sache des Blickwinkels. Und was im Leben ganz generell gilt, ist im knallharten Business mitunter nicht anders. Die ARD an sich dürfte daher eigentlich recht zufrieden sein, was den Abschluss des neuen Bundesliga-Vertrags angeht. Sie hatte im Dezember 2024 umfassende Übertragungsrechte erworben, was unter anderem den Fortbestand der traditionellen "Sportschau" am Samstag bis in den Sommer 2029 sichert - und darüber hinaus auch die Live-Übertragung im Radio. Nach einem Bericht des Fachdienstes Medieninsider zahlt die ARD für die vier Spielzeiten ab 2025/26 rund 407 Millionen Euro. Die Summe geht laut Medieninsider aus einer "streng vertraulichen" Beschlussvorlage des MDR-Rundfunkrates hervor. Bestätigten wollte die ARD die Summe nicht. Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin, die ARD äußerte sich "grundsätzlich aus Gründen der vertraglich vereinbarten Vertraulichkeit und aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht zu konkreten Lizenzzahlungen". Sie verwies aber darauf, dass der ARD-Sportrechte-Etat in seiner Gesamtheit jährlich veröffentlicht werde. Ein klares Dementi ist das nicht. Wenn die Zahl von rund 102 Millionen Euro pro Spielzeit stimmt, würden die Bundesliga-Rechte für die ARD ab Sommer 2025 um satte 17 Prozent billiger werden. Ein Verhandlungserfolg, der noch größer wird, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, dass man sich zumindest im Kampf um das größte Paket mit den Highlightrechten der Samstagnachmittagsspiele gegen RTL durchsetzen musste. Bei den Mitteldeutschen Medientagen in Leipzig lies sich ARD-Sportchef Axel Balkausky immerhin ein "es ist nicht so, dass die Preise immer weiter in den Himmel steigen" entlocken: "Das geht in Wellenbewegungen. Die Werbekrise schlägt auch bei Privaten durch." So seien die Länderspielkosten "zuletzt nicht mehr gestiegen, das war für uns auch wichtig", sagte Balkausky. Die nun bekannt gewordene Summe unterstreicht aber auch: Die Bundesliga-Spiele am Samstagnachmittag sind für die Fernsehstationen weniger werthaltig als früher. Das ist eine Folge der "Konfiguration des Spieltags", wie es die Sportrechtebranche nennt. Denn die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat entschieden, dass in den nächsten vier Spielzeiten noch weniger Matches mit Beteiligung der großen Klubs am Samstagnachmittag stattfinden werden. Mit dem Erwerb des Topspielpakets (Samstag, 18.30 Uhr) und dem Sonntagspaket bekommen die Pay-TV-Partner Auswahlrechte und können allein darüber Bayern und Dortmund bis zu 18 Mal pro Saison auf diesen Sendeplätzen ins Rennen schicken. Neu ist zudem, dass der Übertragungspartner Sky für den Freitagabend sogenannte Pick-Rechte hat. Hier darf jeder Klub bis zu sieben Mal pro Spielzeit gewählt werden. Die logische Konsequenz: Zur einstigen Kernspielzeit der Bundesliga bleiben damit die übrig, die für die Sender weniger attraktiv sind. Hierunter leiden private wie öffentlich-rechtliche Anbieter - der Streamingdienst DAZN konnte das Konferenz-Paket am Samstag günstiger erwerben. Und auch die ARD zahlt für die "Sportschau" weniger, weil sie künftig noch seltener als heute die ganz großen Zugpferde bekommt. Den Verhandlungserfolg schmälert das nicht; und auf die Entscheidung der DFL hatte die ARD ohnehin keinen Einfluss. In Leipzig warnte Balkausky aber vor noch weniger attraktiven Partien am Samstag: "Wenn es noch weiter runtergehen würde, müssten wir irgendwann sagen, das macht keinen Sinn mehr." Was DFL-Medien- und Rechte-Direktor Marcus Beisiegel, der mit Balkausky und Sky-Sportrechte-Vice President Hans Gabbe auf dem Panel saß, ein "klares Bekenntnis zum Kernspieltag am Samstagmittag" entlockte. In anderen Märkten wie Spanien gebe es zehn verschiedene Anstoßzeiten, "das wird es in der Bundesliga nicht geben", versicherte Beisiegel. Klar sei aber auch, dass neben den klassischen Sendern und Streamern Social-Media-Kanäle für die Vermarktung der Liga immer wichtiger seien. "Die haben eine sehr hohe Relevanz bei den Nutzerinnen und Nutzern, darauf müssen wir reagieren", so der DFL-Rechtechef weiter: "Bei allen Vermarktern haben sich die Vorzeichen massiv verändert." Wenn man Balkausky folgt, schreckt die ARD dieses Mehr an Ausspiel-Vielfalt nicht. Man müsse sich doch fragen: "Sind wir eure Konkurrenz, oder funktionieren wir nicht additiv", meinte der ARD-Sportkoordinator. Die Zuschauerzahlen bei der "Sportschau" am Samstag seien jedenfalls stabil, "bei der Sonntagssportschau geht es deutlich nach oben". Im Netz mischt die ARD auch bei der Bundesliga digital und interaktiv mit. Und auch die Audio-Rechte stellten für die ARD mit sieben Millionen Hörerinnen und Hörern eine sichere Bank dar. "Für uns ist die Bundesliga 24/7 wichtig, gerade wegen der regionalen Rechte für alle Landesrundfunkanstalten", so Balkausky. Auch Sky-Mann Gabbe zeigte sich mit dem Verhandlungsergebnis für sein Haus rundum zufrieden. "Wir wollten mehr Spiele als vorher, das haben wir." Zudem seien im Sky-Rechtepaket "Elemente, die noch nicht öffentlich sind, mit denen wir unser Angebot noch innovativer und attraktiver gestalten können", warb Gabbe in eigener Sache. Als Pay-Anbieter könne Sky vielleicht nicht "Lagerfeuer entfachen wie die ARD, aber das müssen wir auch gar nicht". Wer für Live-Fußball Geld bezahlen will, hat übrigens ab August 2025 am Samstagnachmittag erstmals seit mehreren Jahren wieder die Wahl. Sowohl bei Sky als auch bei DAZN rollt dann der Ball. Während Sky alle Einzelspiele in voller Länge zeigt, gibt es die einst vom Sky-Vorgänger Premiere erfundene Konferenz nun beim Streamingdienst. Dieser gab in dieser Woche bekannt, ab 14.30 Uhr vier Stunden lang von den dann meist fünf parallelen Erstligaspielen am Samstagnachmittag zu berichten. Für die technische Abwicklung der Konferenzschaltung wird in Ismaning bei München gerade ein neues Studio gebaut. Die Konferenz soll nun zügiger werden als aktuell bei Sky, erhofft sich DAZN. Der Streamingdienst zeigt auch ab der kommenden Spielzeit weiter alle Sonntagsspiele in voller Länge. Bei Sky laufen hingegen alle Samstags-Spiele der Bundesliga, dazu kommt neu nun auch der Freitagabend. Ebenfalls neu verhandelt: Generell dürfen Sky und DAZN alle Bundesligaspiele nach Abpfiff in voller Länge wiederholen, also auch die Matches, an denen sie keine Liverechte erhalten. Auch das kann gut sein für den Fußballfan, der sich nicht beide Abos leisten möchte. Dann braucht es Geduld, um sich nicht schon vorher irgendwo anders das Ergebnis zu holen.