Köln (KNA) Am 31. Mai wird im Studio 5 von RTL in Köln-Deutz schwarzer Rauch aufsteigen. Dort, wo sonst Sportjournalisten über den NFL-Spielbetrieb berichten, werden die amtierende Dschungelkönigin Lilly Becker und RTL-Wetterexperte Christian Häckl ein allerletztes Mal genüsslich an einer Zigarette ziehen, um dann die Reste des Glimmstängels vor laufender Kamera auszudrücken - und fortan nie wieder zu qualmen. So ist jedenfalls der Plan dieses "großen Gratis-Coachings", für das RTL am letzten Maisamstag drei Stunden Sendezeit freiräumt. Und im besten Fall tun es zahlreiche Zuschauer den Promi-Rauchern gleich. In "Endlich Nichtraucher", so der Sendungstitel, wird man kernige Sätze der Sorte "Rauchen ist so kommunikativ wie ein Furz im Aufzug" inhalieren können. Das ist vielleicht nicht gerade feinster britischer Humor, jedoch reichten die Sprüche dem Engländer Allen Carr zur Popularität: Der Ex-Raucher, 2006 an Lungenkrebs verstorben, schrieb mit "Endlich Nichtraucher" einen Bestseller, der in der Gemeinde der Nikotin-Befreiten als Kult-Fibel gilt. Die nach seiner "Easyway"-Methode benannten Rauchentwöhnungskurse, die in der Regel über sechs Stunden gehen, werden mittlerweile in 50 Ländern angeboten. Auch die dreistündige Hilfe-Show auf RTL ist de facto ein verkürztes Allen-Carr-Seminar. Die zertifizierte Allen-Carr-Trainerin Nicole Klenk coacht, Erich Kellermann, Allen Carrs geschäftsführender Statthalter in Deutschland, wirkt als Experte mit und Wolfram Kons moderiert. Der bekennende Nichtraucher war bis vor drei Jahren im Hauptberuf der Hallo-Wach-Mann bei "Guten Morgen Deutschland" im RTL-Frühstücksfernsehen. Seither widmet er sich in erster Linie der RTL-Stiftung "Wir helfen Kindern" als oberster Projektleiter und prominentes Gesicht beim jährlich stattfindendem Spendenmarathon. Das Show-Special "Endlich Nichtraucher" ist Kons' Erfindung, die Idee dafür aber nicht neu. Schon einmal, an Neujahr 2004, moderierte Kons eine gleichnamige Nichtraucher-Sendung, damals bei der RTL-Tochter n-tv. In jenem Kippenspiel entledigten sich der Showmaster Werner Schulze-Erdel und fünf weitere Abhängige von der Last der Lust. Gesendet wurde aus einem kleinen Studio am Brandenburger Tor. Kons hatte dafür eigens eine Produktionsfirma gegründet, gemeinsam mit dem Journalisten und Ex-Partyraucher Jochen Reinke (RK-TV). Dieser besitzt noch heute eine Lizenz von Allen Carr zur Fernsehauswertung. Mangels Kooperationspartnern wurde aus "Endlich Nichtraucher" keine Neujahrstradition wie "Dinner for One". Doch nun, 21 Jahre später soll der Neustart mit Sender-Upgrade gelingen. RTL News hat Redaktion und Produktion übernommen. Der 31. Mai als Sendetermin ist zwar nicht traditionell der Tag der guten Vorsätze wie der 1. Januar. Es handelt sich aber immerhin um den Weltnichtrauchertag und damit die zweitbeste Chance, um Abstinenzler zu werden. Gute Gründe, sich vom Qualmen zu verabschieden, gibt es viele. Methoden zur Rauchentwöhnung ebenso, von der Hypnose bis zum Nikotinpflaster. Die von Allen Carr verspricht "Entzug ohne Druck und Qualen" und setzt darauf, dass die Entscheidung, das Rauchen zu lassen, zu 95 Prozent im Kopf stattfindet. Als Werbesendung für Allen Carr will Moderator Kons "Endlich Nichtraucher" im Gespräch mit dem KNA-Mediendienst dennoch nicht verstanden wissen. "Es ist nach unseren Recherchen eine der erfolgreichsten Methoden", sagt Kons. Was er an ihr smart findet: "Sie räumt mit Mythen auf. Rauchen verschafft Genuss, baut Stress ab, fördert die Konzentration, ist gemütlich? Alles Quatsch! Das bildest du dir nur ein." Die Sendung zeige, wie man in speziellen Situationen mit Gefühlen anders umgehen kann, und dass das Leben als Nichtraucher überhaupt nicht mit Verlust und Verzicht verbunden ist. "Wer nicht mehr raucht, gewinnt", so Kons. Man wolle auch nicht mit erhobenem Zeigefinger ("Du darfst nicht rauchen!") auf Raucher losgehen, sie gar kriminalisieren, sondern ihnen stattdessen ein weltweit erfolgreiches Angebot machen, wie sie von der Sucht wegkommen. Denn: "Rauchen trägt nach übereinstimmenden Erkenntnissen nicht dazu bei, das Leben unbedingt zu verlängern. Es bringt Nähe, aber auch Nähe zum Tod." Aber braucht es überhaupt noch so eine Show? Der Tabakkonsum hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich abgenommen. Anfang der 2000er Jahre gab es rund 17 Millionen rauchende Bundesbürger. Ihre Zahl sank zuletzt auf etwas mehr als zwölf Millionen. Nichtraucherschutzgesetze machen es inzwischen einfach, dem Qualm auszuweichen. Rauchen im Bus, im Flugzeug, im Restaurant, in den meisten Kneipen: heute unvorstellbar. An der Notwendigkeit seines TV-Seminars lässt Wolfram Kons jedoch keinen Zweifel aufkommen. Rauchen sei nach wie vor "ein Massenthema". Er referiert aktuelle Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, die zeigten: "Der Tabakkonsum geht seit 2023 wieder hoch." Kons selbst war "nie in der Sucht drin" und macht die Sendung deshalb nicht aus eigenem Leidensdruck. Er sei auch "nicht gegen Raucher", sondern "für Menschen", betont er, "und Menschen, die rauchen, bekommen bei uns auf angenehme Art und Weise die Chance, in Zukunft nicht mehr rauchen zu müssen." Egal, was er moderiert: Den RTL-Moderator treibt das persönliche Motiv an, "mit Fernsehen etwas zu bewirken". Dass das mit der Entwöhnung via Fernsehen funktionieren kann, habe die Sendung 2004 bei n-tv bewiesen. Noch heute bekomme er Mails von Leuten, die ihm schreiben: "Ich bin immer noch rauchfrei." Ob der einstige Nichtraucher-Aspirant Werner Schulze-Erdel das ebenso von sich behaupten kann, ist nicht bekannt. Ebenso wenig weiß man, ob er womöglich die zweite Chance nutzen und sich mit anderen Nikotinabhängigen an diesem Samstagmittag im Mai drei Stunden vor den Fernseher setzen wird. Fernsehprofi Wolfram Kons kennt natürlich das Zuschauerverhalten - und hofft deshalb "auf schön schlechtes Wetter, damit die Leute nicht draußen im Biergarten sind und rauchen".