Hoffen auf die Europameisterschaft - Der Frauen-Fußball etabliert sich im Fernsehgeschäft

Von Manuel Weis (KNA)

SPORTRECHTE - Das mediale Interesse an sportlichen Großereignissen ist in Deutschland riesig. Das gilt seit Längerem auch für Fußballturniere der Frauen. Damit das so bleibt, muss aber auch der sportliche Erfolg stimmen.

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Frauenfußball

Foto: Eibner-Pressefoto/Memmler/Imago/KNA

Bonn (KNA) Große Fußballturniere haben immer einen großen Stellenwert. Das ist bei den Männern genauso wie bei den Frauen. Es scheint aber, als würde die im Juli stattfindende Fußball-EM der Frauen in Schweiz für den Frauen-Fußball in Deutschland eine ganz besondere Bedeutung haben. So sieht es zumindest auch Soportjournalist Bernd Schmelzer. Der ARD-Reporter begleitet den Frauensport schon seit vielen Jahren. Er hat miterlebt, wie positiv er sich speziell in den vergangenen fünf oder sechs Jahren entwickelt hat. Mit Blick auf Übertragungszeiten und Vielfalt in den Telemedien sei die Entwicklung "sehr gut", wie Schmelzer sagt. Auch dank des Investments von Deutscher Telekom und DAZN gibt es seit wenigen Jahren die Möglichkeit, jedes einzelne Frauen-Bundesliga-Spiel live zu sehen. "Sender wollen ein attraktives Programm anbieten. Dass das Interesse an der Frauen-Bundesliga hoch war, spricht also für den Frauenfußball", erklärt Schmelzer. Und auch internationale Großkonzerne wittern eine Chance in diesem Bereich. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass mit Disney einer der weltweit größten Medienkonzerne die Europarechte an der Frauen-Champions-League gekauft und alle Spiele aufwendig produzieren will. Darüber hinaus ist die europäische Rundfunkunion EBU mit dem Topspiel des Spieltags an Bord, was auf eine Free-TV-Wertung auch in Deutschland hindeutet. "Der Einstieg von Disney in den Frauen-Fußball ist der nächste Step. Die Darstellung der Spiele ist für Sportarten sehr wichtig. Wenn ich anschaue, wie Beachvolleyball bei Olympia produziert wird und wie das Freitagabendspiel der Bundesliga, dann liegen da Welten dazwischen", sagt Schmelzer und spricht zudem von einer "anderen Wertigkeit", wenn jetzt Disney mit seiner bekannten Sportmarke ESPN mitmischt. Und dennoch: Frauenfußball hinkt dem Geschäftsmodell der Männer immer noch weit hinterher. In der nun startenden Rechteperiode der Herren-Bundesliga wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) pro Spielzeit wieder etwas mehr als 1,1 Milliarden Euro an inländischen TV-Rechten erlösen. Für die Fernsehrechte der Frauen-Bundesliga fließen von den Sendern aktuell weniger als fünf Prozent dieser Summe. Das seien "marktübliche Preisen", sagt Schmelzer. Die Schere gehe aktuell weit auseinander: "Wenn man sich anschaut: Wie viel zahlen Sponsoren, um bei den Männern auf das Trikot zu kommen und wie viel bei den Frauen? Wie viele Zuschauer kommen zu den Spielen? Da spielen die Herren des FC Bayern vor über 70.000 in der Allianz Arena und die Frauen vor 3000 auf dem Campus. Wie viele Trikots der Jungs werden verkauft und wie viele von den Frauen?" Als der DFB vor rund zwei Jahren den jetzt gültigen TV-Vertrag aushandelte, wurde dieser als Meilenstein gepriesen. Es gab mehr Interessenten als letztlich zum Zug kamen - Sky etwa wurde ausgebootet. Dass der Hype um den Frauensport seitdem weniger geworden ist, ist auch Schmelzer aufgefallen. "Eine Nuance weniger" sei das allerdings nur, sagt er. Dass das Interesse 2023 so groß war, habe auch am unfassbaren EM-Boom 2022 gelegen. Damals unterlag eine mitreißende deutsche Mannschaft England erst im Finale. Doch auch sportlich hat das Zugpferd Frauenfußball-Nationalmannschaft zuletzt nicht mehr ganz so geliefert. "Die Erfolge der deutschen Nationalmannschaft waren danach nicht mehr so vorhanden, wie man es vielleicht gedacht hätte, von Olympia-Bronze mal abgesehen", sagt Schmelzer. Hinzu kommt die wirtschaftliche Situation. Die Öffentlich-Rechtlichen müssen sparen, die Privatsender warten weiterhin auf eine Erholung des Werbemarktes. Das bekommt jetzt auch der DFB zu spüren. Bei der Vergabe der Pokalrechte fand sich für das bisherige ZDF-Paket (30 Spiele in vier Jahren) und das Konferenz-Paket des Frauen-Pokals kein Abnehmer. Ein deutliches Zeichen, dass Fußballrechte längst nicht mehr blind eingekauft werden können. Und auch deshalb wären Erfolge des Nationalteams im Juli für den deutschen Frauen-Fußball extrem wichtig. "Wir sind in einer Übergangsphase. Es wird auf die kommende EM ankommen. Das wird eine wichtige Geschichte. Wenn Deutschland früh ausscheidet, könnte das mit Blick auf die Zukunft, was großflächige Free-TV-Übertragungen angeht, schwer werden", meint der Sportreporter. Wie weit Deutschland kommen wird? Da will sich Schmelzer zurückhalten. Nur so viel sagt er: Eine Halbfinalteilnahme der deutschen Fußballerinnen, sie sei zumindest möglich. Und mit ihr dann wohl auch weiteres Wachstum, wenngleich ein Aufschließen zu den Herren immer noch weit weg bleibt.

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