Die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten - ARD und ZDF kaufen TV-Rechte für WM 2026 gemeinsam mit MagentaTV

Von Manuel Weis (KNA)

SPORTRECHTE - Die Fußball-Turniere der Männer werden immer größer. Entsprechend teurer werden die Fernsehrechte. Wie schon bei vergangenen Events arbeiten öffentlich-rechtliche und private Häuser zusammen.

| KNA Mediendienst

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MagentaTV

Foto: Eibner-Pressefoto/Thomas Hess/Imago/KNA

Bonn (KNA) Fußballfans haben seit Dienstag Klarheit in Sachen Fernsehrechte der nächsten großen Turniere. 2026 steigt erstmals die XL-Weltmeisterschaft der Männer in drei Ländern. In den USA, in Mexiko und in Kanada finden dann insgesamt 104 Spiele statt - manche von ihnen auch nach deutscher Zeit in den Nachtstunden. 40 Partien mehr zählen dann die Weltmeisterschaften der Männer, die schon bisher kaum allumfänglich zu schauen waren. Das größte Fußballevent der Welt wird also noch größer, was auch 16 zusätzliche Mannschaften bedeutet, die bisher an der Qualifikation gescheitert wären. In Deutschland werden - und auch das ist in der Summe neu - 44 Spiele nur für Kunden von MagentaTV zu sehen sein. Die Deutsche Telekom, die MagentaTV anbietet, hatte zunächst alle 104 Spiele gekauft, der FIFA als WM-Veranstalter aber zugesagt, sich einen Free-TV-Partner an Bord zu holen. ARD und ZDF haben bei 60 von 104 Spielen zugeschlagen. Darunter sind die via Medienstaatsvertrag vorgeschriebenen deutschen Spiele, beide Halbfinals sowie das Eröffnungs- und das Endspiel. Die größten Matches bleiben also dort, wo sie immer schon waren. Aber die Telekom zeigt diesmal zwei Viertelfinale, drei Achtfinale und sogar sechs Sechzehntelfinale auf exklusiver Basis. Im Rahmen der Verhandlungen mit ARD und ZDF wurde zudem ein Tausch vereinbart. Die von den öffentlich-rechtlichen Anbietern schon erworbenen 51 Spiele der EM 2028 laufen nun alle auch bei MagentaTV, 17 davon ebenfalls exklusiv. Auch hier sind es drei Achtel- und zwei Viertelfinale, bei denen die Zuschauer von ARD und ZDF dann live in die Röhre gucken. Und nach derzeitigem Stand, das wurde am Dienstag deutlich, ist auch nicht geplant - wie 2024 - noch einen der Privatsender mit ins Boot zu holen. Auf Nachfrage des KNA-Mediendienstes wollte Arnim Butzen, der TV-Chef der Telekom, nicht verraten, nach welchen Prinzipien diese exklusiven Telekom-Spiele ausgewählt werden. Man habe sich "sehr fair geeinigt", erklärte er und ergänzte: Während der Turniere "wird niemand an MagentaTV vorbeikommen." So dürfte es für viele Fußballfans also nicht nur wegen des erhöhten Spielvolumens ein anderer Fußballsommer werden. Magenta TV ist, anders als etwa Sky oder DAZN, kein klassischer Pay-TV-Anbieter. MagentaTV bezeichnet sich als "Fernseh-Distributor" und bietet Pay-Bundles (mit Netflix, RTL+ oder AppleTV+) an und verspricht dazu über 160 Fernsehsender in HD-Qualität. Über die unterschiedlichen Bundles schnüren sich verschiedene Pakete, die bei längerer Bindung zunächst sogar kostenlos sein können. So unbequem MagentaTV vielleicht manchen Fußball-Traditionalisten sein mag: Dass eine Zusammenarbeit mit einem privatwirtschaftlichen Unternehmen wohl nötig wird, daraus hatte insbesondere ZDF-Intendant Norbert Himmler schon im Vorfeld des Bieterprozesses keinen Hehl gemacht. Vor dem Hintergrund der weiterhin offenen Fragen rund um den Rundfunkbeitrag und der deutlich gestiegenen Zahl der Spiele bei der WM hielt er es schon vor geraumer Zeit für ausgeschlossen, dass ARD und ZDF wie früher alle Rechte allein erwerben könnten. Dass die Öffentlich-Rechtlichen nun 60 Spiele der WM zeigen und somit in absoluten Zahlen etwa so viele wie bei den bisherigen, kleineren Turnieren ist ebenso ein Kompromiss wie die 34 Matches bei den nächsten Europameisterschaften. (Was nicht von ungefähr ebenfalls in etwa vergleichbar mit dem vergangenen EM-Turnier ist.) Sportrechteintendantin Katrin Vernau (WDR) sagte: "Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten brauchen wir solche gemeinsamen Modelle." Die Vereinbarung mit MagentaTV ermögliche es, die wichtigsten Spiele der großen Turniere - und natürlich die Partien der deutschen Fußball-Nationalmannschaft - über alle Plattformen zu begleiten, so Vernau weiter. Norbert Himmler, Intendant des ZDF, unterstrich die "gute Nachricht", dass alle "wichtigen Spiele" live bei ARD und ZDF laufen würden und alle Highlights auf den Online-Plattformen der Sender stattfinden würden. Die Partnerschaft mit der Telekom bezeichnete er als "wertvoll" - gerade "in wirtschaftlich schwierigen Zeiten." Er versprach: "ZDF und ARD werden in enger Zusammenarbeit dazu beitragen, dass die Fußball-WM im nächsten Sommer für alle ein Erlebnis wird." MagentaTV hatte mit eingespieltem Team um Moderator Johannes B. Kerner, Kommentator Wolff Fuss und Experte Michael Ballack schon die vergangenen Europameisterschaften und die WM 2022 vollständig live und teils exklusiv übertragen. "Wir freuen uns riesig, gemeinsam mit einem Millionenpublikum unsere Fußball-Reise fortzusetzen. Jetzt machen wir uns daran, ein auf allen Positionen herausragendes Team für die kommenden Aufgaben zusammenzustellen", erklärte Arnim Butzen. Finanzielle Details des Deals zwischen dem Telekommunikationsanbieter und ARD/ZDF wurden nicht bekannt gegeben. In den vergangenen Jahren lag der gesamte Sportrechte-Etat der ARD bei jährlich knapp 240 Millionen Euro. Steigerungen sind nicht zu erwarten. Vergangene TV-Rechte an Welt- und Europameisterschaften der Männer sollen sich ARD und ZDF dreistellige Millionenbeträge haben kosten lassen. Exakte Summen wurden nie genannt. Während sich Fußballfans also umstellen müssen, darf sich die FIFA einmal mehr als Gewinner feiern. Sie hat es in einem schwierigen Markt geschafft, alle Spiele zu lizenzieren und somit zu Geld zu machen. Wen wundert es da, dass es schon lose Gedanken gibt, künftige Weltmeisterschaften noch mehr aufzublähen und sogar 64 Teams die Teilnahme zu ermöglichen. Auch hier stecken natürlich in erster Linie kommerzielle Gedanken dahinter. Denn Fernsehrechte lassen sich leichter und vor allem teurer in Märkte von tatsächlichen WM-Teilnehmern verkaufen lassen als in Länder, deren Teams nicht mitspielen. Beobachter fürchten, dass insbesondere in der Frühphase des Turniers nun die sportliche Qualität unter der Aufblähung der Turniere leiden wird.

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