München (KNA) Der 81-jährige Larry Ellison verfügt über ein geschätztes Nettovermögen von 336 Milliarden Dollar und liegt damit im Ranking der reichsten Menschen der Welt je nach Aktienkurs mal vor oder hinter Elon Musk. Seit rund 15 Jahren mischt der Gründer des Tech-Riesen Oracle gemeinsam mit seinem Sohn David auch im US-Mediengeschäft mit. Dort steht er jetzt vor dem ganz großen Durchbruch. Im Sommer hatte die offiziell von David Ellison geführte Produktionsfirma Skydance den Medienkonzern Paramount übernommen. Begleitet wurde die Acht-Milliarden-Dollar-Fusion von der Beilegung eines Rechtsstreits der Paramount-Tochter CBS mit US-Präsident Donald Trump. Der hatte CBS wegen angeblicher Manipulation eines Interviews mit seiner demokratischen Gegenkandidatin Kamala Harris im Wahlkampf auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt. So ziemlich alle Rechtsexperten hielten Trump für chancenlos, doch die damalige Paramount-Eignerfamilie Redstone zahlte - wenn auch eine ganze Nummer kleiner: 16 Millionen Dollar gingen an Trumps dereinst zu errichtende Präsidenten-Bibliothek, um die Fusion nicht zu gefährden. Schließlich hatte die für die Freigabe des Deals mitzuständige Federal Communications Commission (FCC), seit Trumps zweiter Runde im Weißen Haus von seinem Vertrauten Brendan Carr besetzt, entsprechend gedroht. Wer bei CBS gegen diesen Kniefall war, durfte - wie der Late-Night-Talker Steven Colbert oder der "60 Minutes"-Produzent Bill Owens - gehen. Im September enthüllte dann die "New York Times", dass nicht wie nach außen kommuniziert David Ellison, sondern sein Vater Larry die wahre Macht bei Skydance innehat - und damit ein enger Verbündeter von Donald Trump. Ellison senior zählt zu den wichtigsten Wahlkampfspendern der Republikaner und ist trotz seiner 81 Jahre ein äußert umtriebiger Unternehmer. Als Trump ihn Anfang des Jahres im Zuge einer KI-Initiative im Weißen Haus empfing und der dort versammelten illustren Runde vorstellte, präsentierte er Ellison als "CEO of Everything". Seit Jahren eher unauffälliger Akteur im Hintergrund von Hollywood-Produktionsfirmen hatte Larry Ellison 2010 einen sehr öffentlichen Auftritt in "Iron Man 2", wo er kurz sich selbst spielte. Der Unternehmer engagiert und präsentiert sich gern als Stifter, allerdings sind seine philanthropischen Aktivitäten anders als die vieler anderer stets gewinnorientiert. Er hat ein Ellison Institute of Technology an der Oxford Universität gegründet und besitzt eine private Insel auf Hawaii. Und jetzt mit Skydance ein Unternehmen, das ganz im Sinne Trumps die US-Medienlandschaft aufrollen soll. Den Anfang macht die geplante Übernahme des US-Geschäfts von Tiktok, die Trump den Ellisons zuschanzt - vielleicht kommt auch noch die Familie Murdoch hinzu. Nach offizieller Darstellung steht bei Skydance allerdings weiterhin Sohn David an der Spitze. Doch Brian Quinn, Professor an der Boston College Law School, sagte der "New York Times": "Vielleicht lässt Larry Ellison David freie Hand. Vielleicht hat Larry das Sagen, oder vielleicht nur bei wichtigen Entscheidungen. Wir wissen es einfach nicht. Es scheint jedoch, dass Larry Ellison die endgültige Kontrolle haben wird." Eine Sprecherin von Skydance hatte gegenüber der Zeitung eine Stellungnahme abgelehnt. Anfang Oktober erfolgte dann der nächste Schritt bei CBS, der Trump gefallen haben dürfte - egal ob er von David oder Larry ausging: Da wurde die konservative und in Sachen TV-News eher unerfahrene Meinungsjournalistin Bari Weiss zur Chefin der Informationssparte des Networks ernannt, die in ihrem Startup "The Free Press" wie Trump gegen die angeblichen "Mainstream-Medien" zu Felde zieht. Mehrere Medien berichteten von einem Auftritt der neuen Chefredakteurin vor leitenden Redakteuren von "60 Minutes" und Weiss' provokanter Frage: "Warum denkt das Land, dass Sie vorurteilsbeladen sind?" - Als sei das eine Tatsache und nicht ihre persönliche Sicht - die aber zufälligerweise auf der Linie von Donald Trump liegt. Doch der Paramount-Sky-Deal war nur der Anfang. Larry und David Ellison planen längst die nächste Übernahme. Diesmal geht es um Warner Brothers Discovery. Geht der Zuschlag an Skydance, findet sich auch das Mutterhaus des bislang eher liberalen Nachrichtensenders CNN plötzlich im Lager der Trump-Unterstützer wieder. "Hollywood trauert, als Warner Bros. ein Verkaufsschild aufhängt", titelte die "New York Times" vor gut einer Woche, als David Zaslav, der Vorstandschef des Traditionsunternehmens per Presseerklärung darlegte, dass man den Konzern vielleicht auch aufteilen werde, um den bestmöglichen Preis zu erzielen. Erst 2022 war der Zusammenschluss mit Discovery erfolgt, jetzt laufen im Hintergrund hektische Verhandlungen. Dreimal hat David Ellison sein Angebot erhöht - bislang ohne Erfolg. Die 23,50 US-Dollar, die er zuletzt pro Aktie bot, sind Warner und Discovery offenbar nicht genug. Intern soll Zaslav laut Medienberichten davon gesprochen haben, dass einige Sender des Verbunds und das Hollywood-Studio auch gut zu Netflix oder Amazon passen würden. Bei CNN beobachtet man die Entwicklung mit entsprechend gemischten Gefühlen. CNN-Medienjournalist Brian Stelter analysierte jüngst mild kalauernd, David Ellison verfüge über eine "Trump-Karte" in diesem Verkaufspoker, weil die Übernahme wohl wieder von den Regierungsbehörden genehmigt werden muss - und Ellison auf Trumps Fürsprache vertrauen kann. Wiederholt sich das gleiche Spiel wie bei Paramount? Dort begannen am Mittwoch dieser Woche umfangreiche Entlassungen, wie das Branchenblatt "Hollywood Reporter" berichtet. David Ellison informierte die Mitarbeiter in einem internen Schreiben über geplante Kürzungen in Größenordnungen von rund 1.000 Stellen konzernweit, bei CBS News sollen rund 100 Jobs gestrichen werden. Offiziell geht um es die Beseitigung von Doppelstrukturen und die "Anpassung an unsere sich wandelnden Prioritäten", wie Ellison schrieb. Die Ellisons sind dabei nicht die einzigen Milliardäre in den USA, die aktuell Zeitungen aufkaufen, TV-Sender übernehmen und die sozialen Medien umgestalten. "Doch was ihre Bemühungen so gewaltig macht, ist die vertikale Integration, die sie damit erreichen: Filmstudios, Nachrichtensender, Anteile an einer Social-Media-Plattform und Nutzerdaten von Millionen von Menschen - alles in einem Paket", schrieb Jem Bartholomew im Medienmagazin "Columbia Journalism Review". Was die Ellisons genau mit dieser Macht anfangen, sei noch völlig offen, so Bartholomew weiter. "Die bisherigen Anzeichen lassen vermuten, dass sie traditionsreiche journalistische Marken kaum direkt in Kopien von Fox News verwandeln werden". Doch das Pendel im Kulturkampf werde weiter eher nach den Wünschen des Präsidenten ausschlagen. "Und klar ist auch: Die Ellisons sind auf dem besten Weg, die führenden Medienmogule der Trump-Ära zu werden. Und sie sind gekommen, um zu bleiben." Das Analyse-Stück von Jem Bartholomew trug denn auch den bezeichnenden Titel: Die Chefs von Allem - "The CEOs of Everything".