Köln (KNA) Es war eine Einschätzung der besonderen Art, mit der RTL- Chief Content Officer Inga Leschek am 30. Oktober beim Presselunch im Vorfeld zur großen Programmpräsentation des Kölner Senders aufwartete: "Es ist der Tod, wenn keiner mehr über euch spricht." Womit die Programmgeschäftsführerin natürlich das vorwiegend kritische - um nicht zu sagen verheerende - Medienecho zum Comeback von Stefan Raab im Hause RTL meinte. Aber getreu dem PR-Motto, "Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben" freute sie sich, dass 74.000 Beiträge darüber veröffentlicht wurden und eine "Reichweite" von 5,3 Milliarden Menschen erreicht worden sei. Ob diese PR im Wert von rund einer halben Milliarde Euro, wie RTL vorrechnete, wirklich geholfen hat, bleibt fraglich. In dieser Woche jedenfalls schalteten bei Raabs Show nur etwas über eine halbe Million Menschen ein - kein guter Wert für den erfolgsverwöhnten Privatsender. Dennoch geht jetzt bald mit den "Unzerquizbaren" das nächste Projekt des Alt-Entertainers für RTL an den Start. Unterstützung erhält Raab dabei so wenig überraschend wie unvermeidlich von seinem ehemaligen Show-Praktikanten Elton. Am 15. November treten die beiden zum ersten Mal gegen diverse Gegner in mehreren Quiz-Disziplinen an, wobei die Samstagabend-Show bei RTL+ schon vorher zum Abruf bereitsteht. Grundsätzlich, so RTL-Geschäftsführer Stephan Schmitter, sei ja ohnehin "die lineare Quote nur die halbe Wahrheit." So würde zum Beispiel das "Sommerhaus der Stars" bei den 14- bis 59-Jährigen inzwischen zur Hälfte über Internetabrufe bei RTL+ und nicht mehr im linearen Programm konsumiert. 6,3 Millionen RTL+-Abonnenten werden aktuell gezählt. Und der Senderchef hofft für 2026 auf die Übernahme von Sky, mit der dann noch einmal 5,1 Millionen weitere dazu kämen. Das wäre dann schon eine Größe, die sich sehen lassen kann, war sich Schmitter sicher - auch im Vergleich mit der Streaming-Konkurrenz aus den USA wie Netflix und Amazon. Das anschließende Programm-Highlight-Screening fand dann in Stefan Raabs Studio in Hürth vor den Toren der Domstadt mit Einlagen des Comedy-Veteranen höchstpersönlich statt. Und bot, wie zuletzt Raab selbst, inhaltlich kaum etwas Neues: Die gewohnte Mischung aus Quiz- und Reality-Formaten in allen Variationen dürften sicher auch Ausdruck der jetzt auch bei RTL geltenden Adenauer-Maxime "Keine Experimente" sein. Zu unwägbar sind die Folgen der digitalen Transformation nicht nur für RTL, sondern für alle traditionellen Player auf dem TV-Markt. Und das gilt umso mehr für teure Fiction-Projekte, wie RTL-Bereichsleiter Fiction Hauke Bartel dem KNA-Mediendienst verriet. Denn schon bekannte Stoffe und große Marken hätten einen entscheidenden Vorteil: Sie erzeugten sofort Wiedererkennung und Neugier, noch bevor das Publikum überhaupt die erste Minute der Neuauflage gesehen hat: "Ob 'Sisi', 'Heidi', 'Pumuckl', 'Die Flodders', 'Die Nibelungen' oder auch Neuauflagen von 'Club der roten Bänder' und 'Der Lehrer' - all diese Titel sind starke IPs, die ein Gespräch schon im Vorfeld starten können. In einem überfüllten Markt ist das ein enormer Pluspunkt", sagt Bartel. Ob das wirklich stimmt, muss sich allerdings noch zeigen. Die Kölner liegen mit dieser Strategie jedenfalls im Trend: 2024 war mit 92 Remake-Veröffentlichungen großer Fiction-Stoffe weltweit ein Rekordjahr. Das hat jedenfalls das Marktforschungsunternehmen Glance mit seiner 49 Länder umfassenden Datenbank errechnet. Während bei solchen Programm-Präsentationen Politik und Mitbewerber normalerweise nichts zu suchen haben, gingen die jüngsten Umwälzungen im deutschen Medien-, genauer gesagt TV- und Streamingmarkt, natürlich nicht am Marktführer aus Köln vorbei. Also empfahl Schmitter sich und RTL der versammelten Werbekundschaft mit Blick auf die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern Media for Europe als "Fels in der Brandung". Und dann wurde es - je nach Geschmacklage - doch noch ein wenig originell. Denn der ehemalige ProSieben-Superstar Stefan Raab ergänzte das Plädoyer des RTL-Chefs noch mit der gesungener Aufforderung an die Branche: "Lasst Euer Geld nicht beim Italiener."