London (KNA) Die BBC wird US-Präsident Donald Trump keinen Schadensersatz für eine unsauber zusammengeschnittene Rede in einem Beitrag ihres Investigativ-Magazins "Panorama" zahlen. Das ist die positive Nachricht. Der Rest der Geschichte ist ein Trauerspiel, das zeigt, wie wenig journalistische Institutionen für den Kampf gegen populistisch-destruktive Kräfte gewappnet sind. Dabei ist das Muster immer gleich: Ein realer, belegbarer Ansatz - hier der nicht gekennzeichnete Schnitt der Rede - wird mit einem Konvolut an weiteren Vorwürfen kombiniert, die dann nicht mehr groß belegt sind - aber auch nicht weiter hinterfragt werden. Was auch immer die BBC dazu geritten hat, im fraglichen "Panorama"-Beitrag aus dem November 2024 so zu handeln: Allein die Tatsache, mit welcher Verzögerung und in welchem Kontext dieser schwere Verstoß gegen journalistische Sorgfaltspflichten jetzt auftaucht, spricht für sich. Das entschuldigt nichts, umreißt aber das Dilemma. Denn Fehler werden auch noch so hoch geachteten journalistischen Institutionen immer unterlaufen - und bieten dann den Aufhänger für auf ganz andere Dinge zielende Kampagnen. Dass sich die BBC hier mit Donald Trump sozusagen den Richtigen ausgesucht hat, ist dabei bittere Ironie. Denn natürlich passt ein unabhängiger, öffentlich-rechtlicher Sender nicht in das mediale Weltbild des US-Präsidenten und seiner MAGA-Bewegung. Im Gegenteil, er ist ein Feind - was Trump mit seinem drakonischen Umgang mit dem kleinen öffentlich-rechtlichen Mediensystem der USA bereits demonstriert hat. Der BBC kann er nun nicht einfach den Geldhahn zudrehen. Noch dazu ist die britische Anstalt mit ihrem Angebot BBC America mittlerweile laut Umfragen der Sender, dem die US-Bürger am meisten vertrauen. Dass die BBC auch sonst global als Goldstandard des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gilt, geht im Kulturkampf aber gerade unter. Was daran liegt, dass sich die Sender - und andere unabhängige Medien - selbst kaum wehren. Trump und seine Freunde wollen weltweit unabhängige Medien umkrempeln, zum Verstummen bringen oder zumindest durch destruktive Eingriffe einschüchtern und beschädigen. Dass Großbritannien hier zum Testgelände für Europa wird, ist angesichts der "Special Relationship" zwischen den beiden Ländern keine Überraschung. Mit Kanälen wie GB News, deren Abgesandte Trump bereits im Oval Office empfing, ist die Roadmap vorgezeichnet. Nun kommt auch noch der "Daily Telegraph" dazu, beklatscht von Ex-Premier Boris Johnson in der "Daily Mail", der längst vom nächsten Comeback träumt. Mit Deutschland hat all das nichts zu tun? Von wegen! Wer glaubt, uns schütze hier vielleicht noch eine Sprachbarriere, unterschätzt die KI. Elon Musk und J.D. Vance waren schon da. Wenn es aber um die deutsche BBC, also ARD, ZDF & Co. geht, lässt sich nur konstatieren, dass es um ihre Wehrhaftigkeit noch schlechter bestellt ist. Da reicht es nicht einmal für robust-öffentliche Kritik an den populistischen Einlassungen eines heißdüsigen Medienstaatsministers.